29.4.06

"Der Ehrliche ist der Dumme" ?!

Seit gestern Abend lese ich Ulrich Wickerts Essay über den Verlust der Werte (Titel s.o.) von 1994.

"Betrug, Gewalt und Korruption sind Bestandteil unseres täglichen Lebens geworden. Ideele Werte wie Ehrlichkeit, Solidarität, Nächstenliebe scheinen materiellen Werten zum Opfer gefallen. [...] Der kleine Mann betrügt die Versicherungen. Professoren verkaufen Doktortitel. Politiker richten ihr Handeln auf Medienpräsenz und Eigennutz aus. Parteien versinken im Spendensumpf ... Währt »ehrlich« heute immer noch am längsten? Oder muß der Ehrliche sich fragen, ob er nicht der Dumme ist?" (aus dem Klappentext)

Die Lektüre der bisherigen leider nur und nicht mehr als 50 der 270 Seiten haben mich bereits in ihren Bann gezogen. Durchaus, mit 50 Seiten kann ich nicht behaupten, viel gelesen zu haben, aber mir dünkt, ich werde von nun an Seite für Seite verschlingen. Dabei scheint mir bei jedem Wort Herrn Wickerts Stimme im Ohr zu liegen und mit jedem weiteren, eine Sonderausgabe der Tagesthemen vor mir abzulaufen. Teils süffisant, manches Mal erschreckend, und immer spannend. Der Verlag und Herr Wickert mögen es mir vergelten, aber ich muss einen kleinen Auszug hier wiedergeben, morgen vielleicht noch einen... dafür werbe ich auch kurz für ihr Buch und verlinke für Kaufinteressenten, mit Verlaub...

In dem Comic Strip »Calvin und Hobbes« geht ein Erstkläßler zu seiner Lehrerin, baut sich vor ihrem Schreibtisch auf, hält ihr ein Stück Papier hin und sagt im ersten Bild: »Miß Wormwood, ich möchte, daß Sie diesen Vertrag unterzeichnen.«
Im zweiten Bild erklärt der Schüler: »Es ist eine Vereinbarung, wonach Sie mir einen Ausgleich für jeden Verdienstausfall zahlen, den ich als Erwachsener wegen schlechter Volksschulerziehung erleiden könnte.«
Drittes Bild: Die Lehrerin beugt sich vor und weist mit dem Zeigefinger auf den Knaben: »Wenn du nichts lernst, liegt es an deiner Faulheit, nicht an mir. Geh zurück auf deinen Platz!«
Im vierten Bild sitzt der Knabe zornig auf seinem Stuhl, stiert auf das Pult und meint: »By Golly, irgend jemand muss doch zahlen, wenn ich nichts lerne.«


Soweit bis hierhin, vielleicht regt dies zum Nachdenken an, möglicherweise auch nicht, mit ersterem wäre der Sache eher gedient, im Ansatz zumindest.

Und da sich nur der Stil der Seite, nicht aber auch der Schreiber geändert hat, schliesst dieser mit einem Verweis auf mehr Geschichten, Zitate und Fotos in den kommenden Tagen und Wochen... Wie immer und sowieso... So viel soll vorab aber noch geschrieben werden, es handelt von weissen Schuhen, einer güldenen, winkenden Katz', keimender Saat im Sonnenschein und einem signalgelben Shirt auf Mannesbrust...

- Fotos? Heute nicht, morgen. -